Und bist du noch so fleißig, es werden nur Einsdreißig.
Dieser Rundfunkjournalisten-Spruch hat schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel, ist aber immer noch aktuell. Doch gilt er auch für Web-Videos.
Nur bedingt. Angelehnt an den alten Reim müsste es heute heißen: Soll der Content munden bleiben nur Sekunden.
Visueller und mobiler
so wird das Internet in den kommenden Jahren genutzt werden. Springt der User da noch auf einen 30-Sekünder an oder müssen die Unternehmen nicht eher auf noch kürzere unterhaltende und informierende Geschichten setzen? Und zwar in Video-Form?
Unser Gehirn verarbeitet 90 Prozent der Informationen auf visuellem Weg. Bilder werden 60.000 Mal schneller aufgenommen als Text. Deshalb schwören viele Unternehmen auf Infografiken – und auf Videos. Aufgrund der kurzen Aufmerksamkeitsspanne lassen sich Botschaften so am besten kommunizieren; und zwar nicht nur auf der Unternehmenswebsite sondern vor allem im Social Web.
Denn hier spielt die Musik , dazu einige Zahlen: Acht Milliarden Videos laufen jeden Tag auf Facebook, 80 Millionen Foto-Posts auf Instagram täglich. Videos machen global gesehen 64 Prozent des gesamten Traffics aus.
Content-Marketing
für die Zukunft heißt immer schneller und immer individueller zu produzieren. Die EINE Botschaft für alle Kanäle für einen langen Zeitraum wird es nicht mehr geben (Hier kommt Big Data ins Spiel, die Menge an Kundendaten sinnvoll zu nutzen). Genau ausformulierte Personas und Nutzungsszenarien sind wichtig für die Content-Produktion. Es geht also nicht mehr um den einen 30-Sekünder für 100.000 Euro, sondern eher um 33 Spots für je 3.333 Euro oder 200 Minivideos für 500 Euro.
Die zersplitterten Zielgruppen müssen mit leicht verdaulichen visuellen Häppchen bedient werden, als Mini-Help-Format, Info-Snack, Unterhaltungsteaser oder 7-Sekunden-Loop.
Unterhaltung und Information
Die User bleiben beim Scrollen an diesen kleinen Snacks hängen, wenn sie unterhalten oder einen informativen Mehrwert bieten.
Bitte nicht falsch verstehen, es geht hier nicht um lustige Katzenfilmchen und kurze Werbesolgans mit dem Holzhammer. Lieber aktuelle Ereignisse, News oder Kalendarisches aufnehmen und einen Dreh zum Produkt / Unternehmen finden. Auch Snack-Content muss Teil eines Redaktionsplans sein, muss unterhalten und informieren.
Content-Marketing mit Snack-Videos ist nur dann effektive, wenn es gelingt, die Interessen der Zielgruppe und die Kommunikationsziele des Unternehmens zu verbinden. Und dann muss diese Schnittmenge noch visuell begeistern.
So kann es gehen
Rezepte oder DIY
Ob als Bildergalerie, GIF oder Video: Rezepte und „Do it Yourself“-Tipps (DIY) laufen immer! Den größten Boom im Food-Bereich erlebt momentan Tasty, eine Facebook-Page mit fast 20 Millionen Followern, die täglich Mini-Clips (circa 1 Minute lang) mit Koch- oder Backanleitungen hochlädt. Hinter diesem erfolgreichen Angebot steckt Buzzfeed, doch auch Markenunternehmen tun sich mit gut gemachten Mini-Formaten hervor. Kraft hat einen Videokanal für Rezeptideen, dm publiziert unter dem Hashtag #sekundenschlau 15-Sekunden-Spots wie zum Beispiel „Dusch-Jellies selbstgemacht“ oder „Foundation aufhellen“.
Kalendarisches
Seiten wie www.daysoftheyear.com sind ideale Inspirationsquellen für den eigenen Redaktionskalender. Jedes Unternehmen jeder Branche findet hier Content-Ideen – zu allerlei bekannten (Muttertag) oder kuriosen Anlässen (Lost Sock Memorial Day).
Tagesaktuelles
Wer Beispiele für gelungenes Real-Time-Marketing sucht, kommt an Oreos Coup zum Super Bowl 2013 nicht vorbei. Nur wenige Minuten nach dem Stromausfall bei dem Großevent reagierte die Marke mit einem schlauen VMC auf Twitter: „You can still dunk in the dark“. Aber nicht jeder kann 24/7 so originell sein. Viele Versuche von Marken, auf globale Aufmerksamkeitswellen aufzuspringen, scheitern – weil sie oft nur auf peinlichen Witzen beruhen. Wer dagegen auf Information statt auf lahme Jokes setzt und sich die Mühe macht, eine (animierte) Infografik zu erarbeiten, trifft oft eher den Nerv der Zeit.
Visual Statements
User lieben markante Sinnsprüche, kleine Weisheiten des Alltags oder erstaunliche Fakten. Visual Statements sind die einfachste Form, das im Unternehmen verborgene Wissen aufzubereiten. Vattenfalls Online-Magazin eLIFE steigert die Sichtbarkeit der Marke vor allem über Postings auf Facebook. Mit kleinen VMCs animiert das Unternehmen die User zum Nachdenken über Energieverschwendung oder gibt Tipps zum Energiesparen oder Energietanken. Das unten abgebildete Visual Statement verlinkt auf den Artikel „Mehr Energie beim Sport“ und verwertet damit einen bestehenden Inhalt noch einmal anlässlich eines aktuellen Ereignisses, des Jahreswechsels.
Infografiken
Auch Infografiken lassen sich optimal für Social Media verwerten; ob als Teaser für eine größere interaktive Grafik auf der Website oder als kleiner Info-Snack. Diese Regeln sind dabei zu beachten:
- Die Botschaft muss sofort erfassbar sein.
- Nicht mehr als sieben Fakten abbilden.
- Das Verhältnis von Bild- und Textanteilen an die Anforderungen der Netzwerke anpassen (Facebook erlaubt für Paid Content nur 20 Prozent Text).
Immer mehr Unternehmen investieren in Content-Marketing und produzieren vielfältige visuelle Formate für die sozialen Medien. Um in dieser Flut von Inhalten nicht unterzugehen, sollten Marken ihre Visual Micro Contents nicht ins Blaue hinein erstellen. Eine gelungene Content-Strategie passt sämtliche Inhalte auf Zielgruppenbedürfnisse, die eigenen Kommunikationsziele und die Bedingungen der unterschiedlichen Kanäle an. Wer genügend Energie und Kreativität in die Optimierung der Inhalte steckt, wird mit hoher organischer Reichweite belohnt und kann sich so Schritt für Schritt eine eigene Community aufbauen und sein Markenimage und seine digitale Sichtbarkeit stärken.
Ein Gedanke zu „Snack-Content“